Das Tolkien-Sammlerforum

Folgende Anfrage hat mich per e-mail erreicht:

Lisa hat geschrieben:kann mir jemand sagen warum bilbo nachher bei den hobbits als nicht mehr ganz respektabel galt??? DANKE! Lisa

Kann bzw. möchte jemand antworten?

Vielen Dank!
Tolkienist

Ich gehe mal davon aus, dass der Grund in der Andersartigkeit von Bilbo nach seinem Abenteuer liegt. Er verließ die kleine beschasuliche Welt der "normalen" Hobbits und machte was anderes. Das war den anderen Hobbits suspekt. Er trav sich mit fremden Völkern und ging gerne mal weiter weg, was im Shire nicht also oft geschah.
Bilbo war also nicht der 08/15 Hobbits und ihm umgab eine Aura des Geheimnisvollen. Solche Leute werden als "Spinner" abgetan, worunter dann der Respekt leidet.

Das lag zum anderen auch daran, daß die Hobbits nichts von der Welt die außerhalb des Shires wissen wollten. Sie kümmerten sich bewußt nur um ihre eigenen Probleme und versuchten ein so ereignissloses leben wie möglich zu führen.
Jeder Hobbit der sich mit "Fremden" abgab galt schon als nicht mehr ganz angesehen, da "Fremde" nur Probleme mit sich bringen konnten die die Ruhe im Shire stören könnten.
Bilbo hat da natürlich den Vogel abgeschossen, er hat sich ja nicht nur mit "Fremden" verkehrt sondern hat gleich einige Abenteuer mit den Zwergen erlebt, ist mit einem Zauberer gereist und war bei einer großen Schlacht dabei und hat gesehen wie ein Drache erlegt wurde. Das i-Tüpfelchen ist da nätürlich, daß er dabei auch kräftig mitgemischt hat.
So viel Aufsehen hat noch kein Hobbit gemacht, nicht nur, daß Bilbo dadruch auch außerhalb des Auenlandes bekannt wurde, auch das Auenland selber wurde sicher in Mittelerde wieder ins Licht der Öffentlichkeit gerrückt.
Das hatte sicher zur Folge, daß mehr "Fremde" ins Auenland kamen und somit nur die Ruhe und Beschaulichkeit des Shires stören konnten.
Bei Bilbo im speziellen wurde ja hauptsächlich nur hinter seinem Rücken getuschelt und gelästert, da Bilbo ja recht freigibig mit seinem Anteil des Schatzes umging und es sich niemand mit ihm verscherzen wollte.
Aber er galt trotzdem als nicht mehr ganz respektabel.

Konsultieren wir doch einfach den Großmeister selbst:
"Bilbo war sehr reich und sehr eigensinnig, und seit seinem auffälligen Verschwinden und seiner unerwarteten Rückkehr vor sechzig Jahren hatte man im Auenland nicht aufgehört, sich über ihn zu wundern. [...]
Manche meinten kopfschüttelnd, dies alles sei wohl ein bisschen zu viel des Guten; irgendwie war es ungerecht, dass jemand, der sich schon einer (dem Augenschein nach) ewigen Jugend erfreute, auch noch ein (dem Vernehmen nach) unerschöpfliches Vermögen besaß." (Erstes Buch, erstes Kapitel)

Daraus spricht klar ein erstes, wenn auch insgesamt eher untergeordnetes Motiv: Neid.

"Bilbo und Frodo Beutlin waren als Junggesellen in dieser wie auch in anderer Hinsicht, zum Beispiel ihrer Freundschaft mit Elben, die großen Ausnahmen." (Prolog: Über Hobbits)
Dazu kommt, sehr viel schwerwiegender, das allgegenwärtige Misstrauen der Hobbits gegen alles Fremde. Da war Bilbo der "eigensinnig" (engl.:"peculiar"=seltsam) war, natürlich verdächtig. Er erzählt von Elben und Drachen, "Herr Bilbo hat ihm [Sam] auch das Schreiben beigebracht - meint er nicht bös, wohlgemerkt...", er verkehrt mit Elben, Zwergen und Zauberern und geht auf geheimnisvolle Abenteuerreisen im Ausland...

Frage hinreichend beantwortet?

Ich würde sagen, weil er anders war als die anderen Hobbits. Er ging auf Reisen, freundete sich mit Elben, Zwergen und Zauberern an. Über ihn kursierten auch eine Unmenge von Gerüchten von denen eins fantastischer war als das andere. Außerdem war er, finde ich, im Vergleich zu anderen Hobbits viel ... naja, zugeknüpfter. Er pflegte eine andere Umgangsform, was wahrscheinlich daher kommt, dass er auf Reisen war.

(PS. Und wer weiß, vielleicht hat Tolkien hier ja auf das Verhalten von uns Menschen zurückgegriffen. Wenn wir jemanden sehen der Anders ist oder sich anders verhält haben wir Angst davor oder wollen ihn nicht verstehen.)