Hallo Romurald,
"Majestätsbeleidigung" wäre für mich überhaupt kein Delikt, gerade für mich nicht. Ich stehe vielem bei Tolkien kritisch gegenüber. Ich meinte das nicht so, sondern wollte eventuell dies in Frage stellen:
Romurald hat geschrieben:2. Es gibt, denke ich, sowas wie eine "objektive" und "allgemeingültige" Logik, die man auch auf Geschichten anwenden kann. Ich will damit nicht sagen, dass dies die meine ist (nur um Vorwürfe alla "du bildest dir ein zu wissen, was Tolkien kennt" zuvorzukommen). Aber wenn man sich da auf einen Maßstab einigen könnte, was denn diese objektive Logik sein könnte (bzw. das Instrumentarium zur Überprüfung), wären wir einen Schritt weiter.
Denn an diese objektive und allgemeine Logik glaube ich nicht, und vor allem nicht bezogen auf Erzähltechnik. Die "Logik des Ringes" ist eine von dem Schirftsteller festgesetzte, die er evenuell aber eher im Bauch hat als in der ratio. Der naturwissenschaftlich denkende Mensch will die Eigenschaften des Ringes definieren sozusagen, ableiten in dem Fall aus dem Verhalten von Bilbo. Aber ein "Dichter" denkt so nicht, für ihn ist selber vieles Geheimnis, und es lüftet sich auch ihm erst beim Schreiben. Da ist also nichts mit Objektivität und Allgemeinheit. Es gibt nur diesen einen Ring, da kann man nichts verallgemeinern. Und er wirkt auf jeden Menschen anders.
Nun kommt noch hinzu, dass es Gandalfs Ansicht war, glaube ich, die Du bezüglich des Rings erwähnt hast. Gandalfs Ansichten sind schon mal gar nicht objektiv und allgemein. Er reimt sich Sachen zusammen, er hat eine gute Intuition, er hat Quellen studiert. Trotdem hat er nur eine beschränkte Sicht.
Und wenn man bedenkt, dass Tolkien den HdR so konstruiert hat, dass dem ganzen Werk ja persönliche Berichte und alte Dokumente zugrunde liegen, die ein Chronist zusammengefügt und nacherzählt hat, dann kann man schon deshalb nie von Objektivität sprechen.
Trotzdem, Romurald, wären Textstellen sehr interessant.
Ich halte mich dann eventuell auch raus bei den Kommentaren, weil zumindest wir beide uns bezüglich Logik, Objektivität und so weiter vermutlich nicht einigen können. Das ist auch weiter überhaupt nicht schlimm; es gibt verschiedene Herangehensweisen. Mir lag nur daran zu sagen, dass es nicht "unlogisch" ist, wenn der Ring sich anders verhält als Du glaubst, sondern Logik ist hier nicht der Maßstab. Es ist nur Deine Herangehensweise, die von den und den Prämissen ausgeht.
Etwas anderes wäre es, wenn Tolkien sein eigenes Ziel nicht erreicht hätte - zum Beispiel den Stand des Mondes bei mehreren parallelen Ereignissen unterschiedlich beschrieben hätte; da hat er viel Zeit investiert, um das stimmig zu kriegen. Da wissen wir, dass er darauf Wert liegte, und da kann man dann auch Gegenteiliges als "falsch" beschreiben. Obwohl man auch nie ganz sicher sein kann, ob die "Faerie" da hineinspielt, die die normale Welt ja verzerrt (so wie in Lorien).
Für möglich halte ich auch, dass sich manche Figuren in der dreizehnjährigen Entwicklung seines Schreibens sich ebenfalls entwickelt haben, dass sie ihm klarer wurden.
Aber bei seiner Grüdnlichkeit der Generalkorrekturen, die er immer wieder vorgenommen hat, um auch den Anfang an das Ende anzupassen, würde ich immer als erstes annehmen, dass Tolkien etwas bewusst stehengelassen hat, dass er es so wollte, wie es dann stand und dass er nichts übersehen hat. Dass das für ihn innerlich stimmte. Und diese "innere Stimmigkeit", die würd ich als erstes suchen, bevor ich "Fehler" sage.
Da zumindest wir beide ganz unterschiedliche Prämissen haben, wäre die Frage, ob Du es als fruchtbar bezeichnen würdest, wenn ich mich da einmische. Man könnte höchstens immer sagen: Von Deinen Prämissen aus kann man das so bewerten, von meinen Prämissen aus kann man das hingegen so bewerten. Das würde auch ich als fruchtbar ansehen; ich lerne jedenfalls bei dem, was andere als "Feher" werten, auch wenn es für mich "Faerie" ist. Aber natürlich muss auch ich das begründen, ich kann ebenfalls nicht einfach alles als "Faerie" bezeichnen, wo es vielleicht nur Nachlässigkeit war.
Smaug schreibtEs gibt schon noch ein paar kleinere Logikfehler, nur fallen die mir jetzt natürlich gerade nicht ein
Ach ja, wo kommen die Kartoffeln her? In Mitteleuropa, äh -erde.
Hier zum Beispiel geht es auch um die Prämissen. Wer Mittelerde = Mitteleurooa setzt, sieht hier einen Fehler. Wer aber Tolkiens HdR als eine Mischung von realer Gegenwart (Englands) und dem Einbruch der Faerie (also des Überrealen), sieht, hat damit keine Probleme. Denn er erkennt an solchen Sachen, wie Tolkien drauf war beim Schreiben. An solchen Sachen sehe ich, dass er eben überhaupt keine "Fantasy" geschrieben hat, es nie gewollt hat. Ähnliches in
The Hobbit, wo es ja eine Uhr und eine Tageszeitung gab. Man kann das als Fehler werten, aber man kann es auch als Indiz dafür warten, dass Tolkien ganz anders dachte als die Mittelerde-Fans.
Nachtrag:
Ich hab diesen Beitrag schon heute Mittag geschrieben, konnte ihn aber nicht losschicken, weil was anderes dazwischen kam. Inzwischen haben andere geschrieben.
Ich selber kann schon was daraus lernen, wenn andere Mittelerde als eine widerspruchsfreie Zone sehen - anders als unsere Welt zum Beispiel,
wo es sowas ja nicht gibt und der Mensch permanent voller Widersprüche ist ., also als eine Art Reservat, wo man künstlich was aufbaut, was menschenunmöglich ist. Ich erkenne daran die Sehnsucht der Fans...
Darum fände ich das Heraussuchen von Zitaten, wie Romurald vorgeschlagen hat, schon sinnvoll. Wenn ich dann aus meiner Sicht was hinzufügen dürfte... Da kann man dann mal wieder die unterschiedlichen Sichtweisen auf Tolkien definieren. Wenn niemand Absolutheitsanspruch erhebt, fände ich das sehr schön.