Das Tolkien-Sammlerforum

Auf den Seiten der DTG bin ich über folgende Textpassage gestolpert:

"...und Carpenters Ausfall Anfang der 90er, in dem er die Tolkienfans als "Anoraktragende Freaks" bezeichnete, hat ihm nicht die größte Sympathie eingebracht."

Was meint er damit? Warum hat er eine Antipathie gegenüber Tolkien Fans und was soll anoraktragend für eine Beleidigung sein?

Vielleicht ist "Anoraktragend" so was wie "Warmduscher...
Oder sie sind "abgekapselt von der Außenwelt"...

Wäre möglich. Ich halte das aber für eine höchst seltsame Metapher. Vielleicht bezieht er sich ja auf Klassenunterschiede und gehört selber zu den feinen Mantelträgern

Das kann sein.
"EIN ANORAK?! IIIIH!!!! WIE VULGÄR!!"

dann bich ich ja laut Carpenter kein tolkien-fan!!! ich hab nämlich nur einen MANTEL!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!! AHHHHHHH, wie schrecklich!

Das "anorak-clad" ("Anoraks tragend") ist wohl ein Ausdruck von Standesdünkel, d.h. Tolkien-Fans sollen demnach typischerweise einer niedrigeren sozialen Schicht angehören.

also wenn ich mich hier so umschau, niedrigerer sozialer stand kann ich jetz nicht so feststellen, jedenfalls in diesem forum nicht.

ne jetz ohne schmarrn, wir sind doch fast alle gymnasiasten, oder waren es mal in der altvorderenzeit, und bildung ist ja bekanntlich ein kriterium für soziale schicht (ich lass mich da dazu nicht weiter aus, ich weiß, ein stereotyp, aber ich bin ja jetz nich in sozialkundeunterricht, genügt schon wenn sozi mein colloquiums-fach ist... und ja, ich gebe zu: nciht alle hauptschüler haben muß in der birne, aber die meisten ).
Ich glaub auch kaum, dass sich irgendwelche prolls für tolkien begeistern könnten, da muss man ja LESEN, und alles außer bild-zeitung is für die ja hochgeistig, also wird man sich vielleicht noch den film anschaun und ein wenig gröhlen und ernsthafte kinobesucher stören, aber das wars für die.

ich weiß ja nciht, wie das in england ist, aber auf die deutschen fans trifft eine beschimpfung als anorak-träger bestimmt nicht zu.

silima hat geschrieben:... und ja, ich gebe zu: nciht alle hauptschüler haben muß in der birne, aber die meisten ).

..und nicht alle Gymnasiasten beherrschen die Rechtschreibung oder haben "Mus" in der Birne...

Fingolf hat geschrieben:..und nicht alle Gymnasiasten beherrschen die Rechtschreibung oder haben "Mus" in der Birne...

heißt das doch mus? ich war mit mir im zweifel, hab mich dann (ohne duden) doch für muß entschieden, obwohls komisch aussieht. aber mus schaut auch komisch aus. Verdammt Und außerdem: wir haben ja eine bildungsmisere, da kommts auf muß oder mus auch nicht mehr an... Oder ist die frage hier dann doch eher: mus oder nicht muß?

Hm, wobei man aber auch zugestehen muss (*g*), dass die neue Rechtschreibung sehr verwirrend ist, ich bin jeden Tag von Neuem erstaunt und blick langsam echt gar nimmer durch
Jedoch gabs "Mus" schon vor der Reform, und dies betreffend sei noch auf "Fuß" und "Bus", sowie "Busse" und "Buße" verwiesen, um die Verwirrung komplett zu machen.
Aber ich schweife ab...

Ich denke, diese Aussage der "Anorak-Tragenden" ist schon sehr überholt und sollte eigentlich seit dem Ende der 70er Jahre nicht mehr gebraucht werden. In meinem Schrank hängen Mantel, Regenjacke, Mild-Wetter-Jacke, Anorak und Winterjacke recht friedlich nebeneinander und meine allumfassende Bezeichnung ist "Jacken". Ich denke, dass heutzutage nur noch wenige Leute aufgrund ihrer Kleidung kategorisiert werden... oder wie war das mit dieser Metro-Sexualität?

Wahrscheinlich war ein Anorak zur damaligen Zeit einfach noch was anderes, da die meisten damals Mäntel trugen.

knechtodawas hat geschrieben:"...und Carpenters Ausfall Anfang der 90er

Ähm... nein, eher nicht.

UUPS...

Die Bemerkung von Carpenter wird anscheinend in folgendem Buch zitiert:

Joseph Pearce:
Tolkien – Man and Myth

Hat das zufällig jemand von euch?

Andri:

Ich. Das heißt, ich hoffe, ich habe es bald. Amazon scheint damit ein paar Schwierigkeiten zu haben. Ich hoffe, es komt in den nächsten vier bis sechs Wochen. Dann gucke ich gerne mal nach.

@ Ciriel:

Schön! Bin gespannt, ob Pearce das Zitat kritisch oder unterstützend anführt.

Mark hat geschrieben:@ Ciriel:

Schön! Bin gespannt, ob Pearce das Zitat kritisch oder unterstützend anführt.

Hat jemand in den letzten vier Jahren das Zitat gefunden?
Ich vermute übrigens, dass "anoraktragend" nicht so sehr "niedriger sozialer Status" meinte, sondern eher "alternativ" ("Müssli-Fresser" , "Zu-Fuß-Latscher" (Anoraks haben meist Kapuzen und schützen gegen den Regen) ). Vielleicht wäre es auch interessant, das englische Wort dafür zu wissen, also das, was Carpenter benutzt hat. Und wo hat er die "Anoraks" beobachtet? In Britannien, in den USA?

Heidi hat geschrieben:Vielleicht wäre es auch interessant, das englische Wort dafür zu wissen, also das, was Carpenter benutzt hat.

Carpenter benutzte "anorak-clad", siehe oben. Shippey interpretiert dies als Klassenkennzeichen (höhere Schichten tragen "umbrellas").

Mehr Info dazu gibt es z.B. hier:
http://www.lrb.co.uk/v23/n22/turn03_.html
(gegen Ende des Artikels)

It is a term of mild abuse directed almost exclusively at men. Such men are usually obsessively interested in an obscure subject and/or activity - the archetypal one being trainspotting. Such activities often require the participant to spend hours out of doors doing not much and occasionally writing something in a little book. Hence, such people often wear anorak because they are (a) cheap (b) practical (c) have lots of pockets for flasks, notebooks, pencils, other pencils etc. Obsessive participation in such activities into later life is often regarded with derision by soi-disant normal people, whereas in fact it has actually been linked to a mild form of autism.

(Aus dem "Guardian")
"Anoraka-Clads" wären demnach Leute, die sich mit seltsamen Obsessionen befassen und hat damit keinen Bezug auf soziale Herkunft oder so. Ursprünglich meinte es nach obiger Def. dann wohl den typischen "Trainspotter",der bei Wind und Wetter am Bahnsteig steht und Züge beobachtet- ein typisch englisches Hobby.....und reichlich seltsam. Auf Tolkienfans bezogen würde ich sagen, Carpenter meinte ungefähr, wir seien ein seltsamer Haufen realitätsfremdeSpintisierer, die sich in Scheinwelten flüchten und dabei einen für "Nichteingeweihte" unverständlichen und exzentrisch wirkenden gewissen Fanatismus entwickeln.